Winter- und Sommerhochwasser
Grundsätzlich muss man verschiedene saisonale Typen von Hochwasserereignissen unterscheiden. Zum einen gibt es die wiederkehrenden Hochwasserereignisse, die im Winter vornehmlich nach einer Schneeschmelze auch kombiniert mit Regen auftreten und durch Eisgang verschärft werden können. Die im Sommer auftretenden Hochwassertypen resultieren vorwiegend aus Vb- oder Westwetterlagen. Eine Vb-Wetterlage (V = römisch 5) oder auch Mittelmeertief ist gekennzeichnet durch die Zugbahn eines Tiefdruckgebietes von Norditalien nordostwärts um den Alpenbogen herum. Sie verursachen oft lokal ergiebige Niederschläge. Dieses Wettersystem war Ursache für die schweren Hochwasser 1997 an der Oder, 2002 an der Elbe und 2010 an Oder und Schwarzer Elster.
Verschiedene Hochwassergenesen an Elbe und Havel
Havelhochwasser haben grundsätzlich aufgrund des geringen Gefälles des Flusslaufes einen lang anhaltenden und flachen Verlauf der Ganglinie. Sie werden oft als Spätwinterereignis durch Schneeschmelze oder Regen auf gefrorenen Böden verursacht und können sich über mehrere Wochen erstrecken. Auftretende Sommerniederschlagsereignisse werden durch Verdunstung und Versickerung in den sandigen Böden des eiszeitlich geprägten Havelländischen Tieflandes reduziert, so dass nur geringe Anteile des Niederschlags abflusswirksam werden und in die Havel gelangen.
An der Elbe hingegen haben Sommerhochwasserereignisse zumeist einen steilen und schnellen Wellenverlauf (Vb oder West-Wetterlagen). Bei Vb-Lagen bringt ein kleines Tief im Sommer mit viel feuchtwarmer Luft im Warmsektor im Raum östlich und nordöstlich der Alpen intensiven Dauerregen. Beispielsweise im August 2002 lag ein solcher Niederschlagsschwerpunkt über dem Osterzgebirge und verursachte stark anhaltende Niederschläge von bis zu 300 Millimeter an einem, Tag. Diese führten zu katastrophalen Abflussreaktionen vieler Erzgebirgsflüsse und zu einem sehr großen Elbehochwasser.
Weiterhin sind Elbehochwasser als Frühlingsereignis mit Schneeschmelzanteil und langgezogener und flach ansteigender Form der Hochwasserwelle (Westlage mit Regen auf Schnee) charakteristisch. Beispiele hierfür sind die im April 2006 und Januar 2011 aufgetretenen Hochwasser. Eine Sonderform des Hochwassergeschehens stellt zudem das Eishochwasser dar. Dabei werden im Winter gebildete Eisschollen durch ein Hochwasser mobilisiert und treiben die Elbe hinab. Dabei besteht die Gefahr, dass Eisschollen in Flusskehren gegen die Deiche treiben und diese unmittelbar beschädigen und zudem durch eine Verkantung oder Aufstau der Eisschollen zu lokal höheren Wasserständen führen. Eishochwasser traten an der Elbe vornehmlich im Winter bis ins Frühjahr auf, sind im 20. Jahrhundert durch die im Zuge der Industrialisierung erfolgende Einleitung warmer Abwässer aber seltener geworden (SIMON 2018). Ab den 1990er Jahren sank die Abwasserlast vor allem durch Stilllegungen von Kraftwerken wieder ab und es kam vereinzelt wieder zu Eishochwassern wie in 2003 und im Januar 2011, seitdem jedoch nicht mehr (Dies könnte eine mögliche Auswirkung des Klimawandels sein.).